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Deine Fragen – Unsere Antworten zum Projekt See-Meile

Wie sah der Projektzeitplan aus? 
Vor Betriebsstart fanden Testfahrten ohne Fahrgäste statt. Dabei wurden die Strecken in die Fahrzeuge eingelesen und die Begleitpersonen auf die Streckenführungen vorbereitet. Der Fahrgastbetrieb begann im Sommer 2021. Bis Ende Juni 2022 konnten Interessierte die Fahrzeuge täglich kostenlos nutzen.

  • 01.01.2020  Projektstart
  • 07.10.2020  Zulassung der Fahrzeuge
  • 28.12.2020  Start Betriebsfahrten ohne Fahrgäste
  • 29.06.2021  Start Fahrgastbetrieb
  •     09/ 2021  Integration der Linien in die Fahrinfo-App & Installation der Anzeiger
  • 04.10.2021  Erste Verlängerung der Linie 328B um zwei Haltestellen 
  • 02.05.2022  Zweite Verlängerung der Linie 328B zum S-Bahnhof Tegel
  • 11.05.2022  Aufhebung der Fahrgastbeschränkung
  • 20.06.2022  Projektende 

Welche Fahrzeuge wurden eingesetzt? 
Im Rahmen des Projektes wurden insgesamt drei Fahrzeuge des Herstellers EasyMile, Modell EZ 10 Gen3, eingesetzt. Es handelt sich bei den Fahrzeugen um hochautomatisierte Kleinbusse. Die Fahrzeuge konnten noch nicht alle Verkehrssituationen selbstständig bewältigen (Ausweichen von Hindernissen, Überholvorgänge) und fuhren auf einem „angelernten“ (programmierten) Weg. Dieser Weg konnte nur im manuellen Modus, das heißt, von der Fahrzeugbegleitperson gesteuert, verlassen werden. Während des Projektes fuhren die Fahrzeuge mit einer Geschwindigkeit von maximal 15 km/h. Die Fahrzeuge boten jeweils Sitzplätze für sechs Personen und waren rollstuhlgerecht (Ausstattung mit automatischen Rampen und Verankerungsvorrichtungen für Rollstühle). Auch ein Kinderwagen konnte mitgenommen werden. Der Innenraum der Fahrzeuge war stufenlos und klimatisiert bzw. beheizbar. An Bord der Fahrzeuge befand sich in jedem Shuttle zu jeder Zeit eine Begleitperson, um den Betriebsablauf sicherzustellen und bei Bedarf einzugreifen oder mobilitätseingeschränkten Fahrgästen zu helfen. In den Fahrzeugen erfolgten Haltestellenansagen und die jeweilige Strecke und Haltestellen wurden auf Bildschirmen im Fahrzeug abgebildet. Die Kleinbusse verfügten außerdem über ein Acoustic Vehicle Alert System (kurz AVAS, „Fahrzeug-Warngeräusch-Generator“). Dies ist ein akustisches Warnsystem für geräuscharme Fahrzeuge, insbesondere für Elektrofahrzeuge. Dabei wird ein künstliches Geräusch erzeugt, um Verkehrsteilnehmer*innen auf das Fahrzeug aufmerksam zu machen.

Wer war der Betreiber der Kleinbusse? 
Betreiber der Kleinbusse und der beiden Ringlinien waren die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG).

Wie wurde für die Sicherheit gesorgt? 
Die Fahrzeuge verfügten über mehrere Lidar-Sensoren, die Hindernisse in dem vorgegebenen Bereich erkennen, woraufhin die Fahrzeuge stoppen. Zudem fuhren die Fahrzeuge defensiv und reagierten bei jeder potenziellen Gefahrensituation sehr vorsichtig bzw. bremsten ab. Die jeweils in den Fahrzeugen befindliche Begleitperson überwachte außerdem das Fahrzeug und unterstützte bei Bedarf auch Fahrgäste beim Ein- und Aussteigen. Während der Fahrt mussten alle Fahrgäste einen Sitzplatz einnehmen. Das Stehen während der Fahrt war nur den Fahrzeugbegleitpersonen erlaubt. Die Tür der Fahrzeuge war gegen das Einklemmen von Personen und Gegenständen gesichert. War dieser Bereich nicht frei, konnten die Fahrzeuge die Türen nicht schließen und weiterfahren.

Was geschieht nach Ende des Projektes mit den Angeboten/den Kleinbussen? 
Nach Ende des Fahrgastbetriebs werden nun die Ergebnisse des Forschungsprojekts ausgewertet. Inwiefern die Kleinbusse bzw. das Angebot in Tegel erneut zur Verfügung gestellt werden, ist derzeit noch offen. Grundsätzlich sind alle Projektmitglieder daran interessiert, solche Angebote auch längerfristig anzubieten.

Haben die Fahrzeuge die Verkehrsschilder erkannt? 
Die im Projekt eingesetzten Fahrzeuge konnten noch keine Verkehrszeichen erkennen und zuordnen, die Technik entwickelt sich aber beständig weiter. Die genauen Fahrwege, die Verkehrsregeln auf den Strecken und die richtigen Reaktionen auf verschiedene Verkehrssituationen waren in den Fahrzeugen einprogrammiert.

Konnte der Betrieb in jeder Wetterlage erfolgen? 
Ein wesentliches Ziel des Testbetriebes war es, das genaue Verhalten der Technik bei unterschiedlichen Wetterbedingungen zu erproben. Deshalb sind die Busse in der Projektlaufzeit auch bei jedem Wetter gefahren.

Konnten die Fahrzeuge vom Weg abkommen? 
Die Fahrwege wurden vor Betriebsaufnahme im Fahrzeugrechner einprogrammiert, insofern konnten die Fahrzeuge nicht vom Weg abweichen. In diesem Zuge wurde den Fahrzeugen vorgegeben, wie sie sich entlang der zu befahrenden Wege verhalten sollten. Bei auftretenden Hindernissen bremsten die Fahrzeuge automatisch. Ein weiträumiges Abweichen von der Strecke zur Hindernisumfahrung konnten die Fahrzeuge zum Zeitpunkt des Projektbetriebs nicht selbstständig realisieren. Daher griff in diesem Fall die Fahrzeugbegleitperson ein.

Dürfen solche Kleinbusse überall fahren? 
Während des Projektszeitraums hat die Rechtslage Einsätze dort ermöglicht, wo die vor Ort herrschenden Rahmenbedingungen den Anforderungen der Straßenverkehrsbehörden für den Einsatz solcher Fahrzeuge genügten und eine Ausnahmegenehmigung erteilt wurde. Dabei war der Einsatz auf öffentlichen Straßen grundsätzlich nur möglich, wenn eine Begleitperson das Fahrzeug jederzeit übernehmen konnte.

Haben die Projektmitglieder bereits Erfahrungen mit dem Betrieb von hochautomatisierten Kleinbussen? 
Die BVG hat im Rahmen des Projekts STIMULATE von 2018 bis 2021 insgesamt vier hochautomatisierte Kleinbusse an den Standorten der Charité in Mitte und dem Virchow-Klinikum betrieben. Von August 2020 bis April 2021 wurde der Betrieb mit zwei hochautomatisierten Kleinbussen der Firma EasyMile ausschließlich an dem Standort Virchow-Klinikum weiterbetrieben, der Betrieb auf dem Campus Mitte wurde eingestellt. Die BVG hat außerdem von 2019 bis 2020 mit einem EasyMile-Fahrzeug die See-Meile in Alt-Tegel betrieben.

Weshalb testet die BVG hochautomatiserte Kleinbusse? 
Die BVG setzt hochautomatisierte Kleinbusse in verschiedenen Projekten ein, um die Technologie zu testen und deren Weiterentwicklung zu forcieren. Zudem sollen Berlinerinnen und Berliner an diese neue Mobilitätsform herangeführt werden. Ziel ist es, hochautomatisierte Kleinbusse zukünftig flächendeckend einzusetzen, um das Problem der ersten/letzten Meile zu lösen und Quartiere im Berliner Randgebiet zu erschließen. Somit kann den Berlinerinnen und Berlinern ein verbesserter Anschluss zum bestehenden ÖPNV angeboten werden.

Wie wurde die Öffentlichkeit einbezogen? 
Im Rahmen einer Akzeptanzuntersuchung führte die Technische Universität (TU) Berlin vor Ort eine Fahrgastbefragung (im bzw. außerhalb der Fahrzeuge) durch. Bei der Erprobung von hochautomatisierten Kleinbussen wurden verschiedene Nutzer*innengruppen und deren spezifische Erwartungen an die Technologie betrachtet. Dabei wurde neben Fragen der Nutzungsfreundlichkeit auch die Akzeptanz von Nutzer*innen, Anwohner*innen und weiteren Interessengruppen bzgl. des Angebotes von hochautomatisierten Kleinbussen analysiert. Darüber hinaus will das Land Berlin dem Anspruch einer qualitativ hochwertigen Bürger*innenbeteiligung gerecht werden und nutzte dafür den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern u. a. in Form einer Bürger*innenkonferenz, die Handlungsempfehlungen für diese zentrale politisch-technische Zukunftsfrage erarbeiten soll. Die breite Öffentlichkeit wurde über Informations- und Austauschforen einbezogen. Vor dem Hintergrund des Einsatzes entsprechender Flotten in anderen Einsatzszenarien widmen sich begleitende Projektwerkstätten der Frage nach der Optimierung des Mobilitätssystems im Land Berlin und dessen sinnvoller Skalierung auf weitere Gebiete.